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Die Mumie,die nicht kam.

Am 24. Februar 2022 erfolgte der kriegerische Angriff Russlands auf die Ukraine. Das Leid der Menschen ist entsetzlich groß; die weitreichenden Folgen noch gar nicht absehbar. Aber die ersten sind spürbar; auch für uns.

Unsere Ausstellung erwartete zentrale Exponate aus Russland. Genauer gesagt aus dem fernen Sibirien. Eine über 2200 Jahre alte Mumie eines tätowierten Reiterkriegers sollte die beeindruckende Variationsbreite des Schmückens aufzeigen. Die Mumie kann wegen der aktuellen Situation nicht nach Chemnitz gebracht werden. Wo die Politik sprachlos geworden ist, ist es umso wichtiger, den Dialog auf persönlicher Ebene aufrechtzuerhalten. Der Kultur kommt als Brückenbauer weltweit eine tragende Rolle zu. Diese letzten Verbindungen dürfen nicht gekappt werden.

Im 5.–3. Jahrhundert v. Chr. leben skythenzeitliche Reiternomaden im Altaj-Gebirge (Sibirien) und in den angrenzenden Gebieten. Die klimatischen Verhältnisse auf Höhenlagen von bis über 2200 m verlangen von den Bewohnern eine nomadische
Lebensweise. Die Entdeckung der sehr gut erhaltenen Eismumie eines Mannes gelingt 1995. Er stirbt im Alter von 26 Jahren und wird von der Gemeinschaft mit Beigaben bestattet. Die tätowierte Haut des Verstorbenen, die Kleidung und der Schmuck sind auch nach mehr als 2000 Jahren vorzüglich erhalten. So führt uns sein Grab viele Themen vor Augen, die in der Ausstellung wichtig sind.

Die Eismumie wird vom russischen Archäologen Vjačeslav Molodin in Kurgan 3 (Verch-Kal’džin 2) auf dem Ukok-Plateau in Südsibirien freigelegt. Der Kurgan befindet sich in Flussnähe und ist Teil einer Kette von Grabhügeln. Der Bestattete weist eine großflächige Tätowierung mit einem Mischwesen im Schulterbereich auf. Aus der Gesellschaft, die Archäologen heute als Pazyryk-Kultur bezeichnen, sind inzwischen mehrere Frauen und Männer mit solchen Körperbildern bekannt. Zum Zeitpunkt seiner Bestattung trägt er das lange Haar zu einem Zopf geknotet.

Das Bild zeigt einen Teil einer Filzmütze, die wie ein Entenkopf geformt ist, auf schwarzem Grund. Auf dem Entenkopf sieht man eine filigrane Holzfigur in Pferdedorm.
Mumienkappe mit Holzfigur | © Sergey Borisenko, IAET SB RAS

Der geschmückte Reiternomade

Ausstattung und Kleidung des Mannes zeigen, wie gut er an den Naturraum angepasst ist. Die Menschen kennen die Eigenschaften der Materialien in ihrer Umgebung sehr genau und machen sich diese zunutze.
Verschiedene Herstellungstechniken wie das Filzen kennzeichnen den Aufwand und auch das Geschick der Handwerkerinnen und Handwerker. Der Mann ist mit einer Kopfbedeckung aus Filz bestattet. Sie ist aus Schafwolle hergestellt. Kopfbedeckungen sind typisch für Männer und wärmen. Im vorderen Bereich zieren hölzerne Figuren von Pferd und Hirsch die Haube. Die Darstellungen lassen sich mit dem typischen Verzierungsstil der Pazyryk-Kultur verknüpfen.

 

Das Bild zeigt einen Ausschnitt einer Mumie, die liegt. Zu sehen ist im Vordergrund der Kopf mit dem erhaltenen blonden Haar. Es ist zu einem langen Zopf geflochten, der auf der Schulter bis zur Brust liegt. Die linke Schulter mit einer schwarzen Tätowierung ist zu sehen, der Arm ausgestreckt. Der rechte Arm liegt am Körper an. Ab den Rippen überdeckt ein helles Tuch den Körper.
© Sergey Borisenko, IAET SB RAS

Mit Haut und Haar

Aufgrund der Erhaltungsbedingungen wird der Tote mit allen Merkmalen seines Körpers konserviert. Seine Tätowierung greift typische Merkmale des Verzierungsstils der Pazyryk-Kultur auf. Unter einer Tätowierung versteht man das Einbringen von Farbstoffen wie Ruß durch spitze Gegenstände. Dabei können Nadeln zum Einsatz kommen. Unter die oberste Hautschicht gebracht, entsteht so ein permanentes Bild auf dem Körper.

Zum Leben erwecktDer tätowierte Nomade

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Diese Animation der Illustratorin Sarah Gorf-Roloff (Studio Ranokel) erweckt seine Geschichte zum Leben und wird in der Ausstellung neben der Projektion der Mumie gezeigt. Klicken Sie hier, um etwas über die Iluustratorin und ihren Arbeitsprozess zu erfahren...

Das Bild zeigt einen blauen Container von innen. An den Wänden sind weiße Schautafeln angebracht. In einer Ecke hängt ein Monitor, der ein Exponat zeigt. Im Vordergrund sieht man einen weißen, rechteckigen Sockel auf den ein Mensch passen würde. Auf den Sockel wird die Fotografie einer Mumie projiziert. Man sieht den Schädel mit Zopffrisur, einen Teil der tätowierten Schulter und ein Stück des Öberkörpers.
© smac | Annelie Blasko
Das Bild zeigte einen blauen Container hinter einer weißen Säule im Ausstellunsraum. An der rechten Containerwand ist der Schriftzug "chic! Schmuck. Macht. Leute" zu sehen. An der Front des Containers schiebt ein Mann die Lamellen des Vorhanges beseite, um den Container zu betreten. An der Säule hängt eine Schrifttafel. Neben der Säule steht ein Monitor auf einem Sockel.
© smac | Annelie Blasko

Präsentation der Mumie

Um den Reiternomaden dennoch der Öffentlichkeit präsentieren zu können, haben sich die beiden Kuratorinnen für eine Projektion auf einer Plattform entschieden. Alle Informationen, die Animation und die Projektion werden in einem "Raum im Raum" gezeigt, um der sensiblen Thematik menschlicher Überreste angemessen zu begegnen. Jeder entscheidet selbst, ob er diesen Raum betritt. 

 

Unsere Kooperationspartner und Leihgeber vom Institut für Archäologie, Anthropologie und Ethnographie der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften haben eine (russischsprachige) Projektübersicht auf ihrer Homepage, die wir hier gern verlinken wollen. Dort finden sich auch zwei Grußworte. Einmal die Grüße des Institutsleiters Andrey Krivoshapkin und weiter unten spricht der Archäologe Prof. Dr. Vjačeslav I. Molodin. Er ist einer der Ausgräber der Bestattung von Verch-Kal’džin 2, Kurgan 3 (Ukok-Plateau, Sibirien), die 1995 entdeckt wurde und einen sehr guten Erhaltungszustand aufwies.

Выставка «Шик! Ювелирные изделия. Власть. Люди» в Германии и её сибирские экспонаты (nsc.ru)

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